In 40 Tagen von Kapstadt (Südafrika) bis Nairobi (Kenia) ist
der Plan und um alles in der Zeit zu schaffen schließ ich mich einer Gruppe an,
die von 2 Südafrikanern angeführt wird. Wendy und Chris spielen für uns den
Fahrer, Koch und Reiseführer und bringen uns so auch über jede Grenze –
hoffentlich ohne Zwischenfälle.
Mit unserem Overland-Truck Nyathi (Africaans: Büffel) bringt
uns Chris sehr sicher von A nach B…doch nennt man sein Gefährt „Bus“ wird man
schnell mit einer Bierstrafe verurteilt :) Doch wer zum Teufel sitzt schon mit
22 anderen Leuten in einem Truck, es ist mehr wie Klassenfahrtfeeling und die
waren für mich immer in einem Bus! Der einzige Unterschied zu damals sind wohl
die Altersdifferenzen. Alex ist mit seinen
65 Jahren 3fach so alt wie unsere Youngster aus Schottland die gerade mal 20
sind. So findet sich wohl der Durchschnitt bei um die 30 und keinem wird
langweilig, da jeder mit seiner ganz speziellen Art die Runde zum Lachen
bringt.
Nach 2 Tagen Südafrika in denen wir von Kapstadt bis zum
Orange River (dem größten Fluss Afrikas und natürliche Grenze zu Namibia)
gefahren sind, hat man sich allmählich ans morgendliche Zeltabbauen, Anstehen
zum Frühstücken und ruckelige Truckfahren gewöhnt. Jeder Tag ist mit
Aktivitäten gefüllt, sodass uns nie langweilig wird…Weinverkostung, Baden im
kalten Fluss oder einfach unsere täglichen Aufgaben, da jeder in eine Gruppe
eingeteilt ist. Einen Tag ist man verantwortlich fürs Packen der Stühle und
Zelte, am nächsten muss man für Eis in der Gefriertruhe sorgen, beim Schnippeln
vom Gemüse oder anderen Küchenarbeiten helfen oder den Truck putzen. Der beste
Tag ist jedoch der „Day off“…man kann den anderen gemütlich zuschauen wie sie
ihre Tätigkeiten verrichten.
Am 3. Tag stand der erste Grenzübertritt an. Mit einem
breiten Lächeln und einer kleinen Einweisung von Wendy, wie man am schnellsten
seinen Stempel bekommt ging es ratzfatz von einer zur anderen Seite und schon
waren wir in Namibia.
Das Land voller Sand, ewiglangen Graslandschaften, Hitze und
deutschem Flair. Als ehemalige Kolonie von Deutschland ist noch ziemlich viel
in meiner Muttersprache erhalten. Straßenschilder, Hotels und selbst die
Einheimischen haben deutsche Namen. Und geht man dann erst einmal in einen Supermarkt fühlt
man sich glatt wie zu Haus, denn es sind die gleichen Produkte die wir kennen,
nur kleben sie einen kleinen Aufkleber drauf mit der englischen Übersetzung! :)
In Namibia angekommen führte uns unsere Reise zuerst an den
Fish River Canyon um bei einem gigantischen Sonnenuntergang unser Abendessen zu
genießen. Der Canyon ist der 2.größte weltweit…aber wer prüft das schon
wirklich? Die Tage drauf ging es dann endlich los mit Safari. In der Namib
Wüste konnten wir die ersten Giraffen, Oryxe, Springböcke und Kudus erspähen
meist umrandet von einer Menge Sand…einer großen Menge! Doch wir können uns so
langsam daran gewöhnen das alles trocken und staubig ist. Mit der Zeit findet
man sich mit dreckigen Klamotten und Füßen ab und kümmert sich mehr darum, dass
der Wasservorrat und Alkoholspeicher auch gut gefüllt ist.
Aber zurück zu den Tieren! Wir sehen eine Menge und
zwischenzeitlich bricht ein kleiner Suchwettstreit aus…vor allem zwischen mir
und Ritesh, der den weiten Weg aus Fidschi in unsere Gruppe gefunden hat. Kaum
finden wir eine ziemlich seltene Fuchsart am Rand sitzen, verjagt sie Marleen
schon mit ihrem wilden Freudenschrei…doch so kennen wir sie! Der kleine
Wirbelwind aus den Niederlanden teilt ein Zelt mit mir und ist eigentlich nie
ruhig zu stellen. Ein Wunder das ich es noch mit ihr aushalte :) (Reisen gibt
mir eindeutig ne Menge Gelassenheit!)
Leider musste ich mich nach den kurzen 4 Tagen von Ritesh
schon verabschieden, da ein familiärer Notfall seine Tour beenden ließ…schade,
doch ich bin mir sicher dass ich den eindeutig besten Passagier des Nyathi noch
einmal wieder treffen werde! Danke
Ritz für die vielen Lach-und Sachgeschichten. SHAME you left, it was LOVELY…we
MUST do it again! :)
Für die restlichen 20 und mich ging es weiter Richtung
Norden…weiter in die Wüste und zu allererst zur wohlbekanntesten Düne der Dune
45. An diesem Morgen war auch irgendwas seltsam…alle saßen im Bus außer unsere
Guides die noch immer in ihrem Zelt schlummerten. Niemand hat wirklich mit der
Kälte in Afrika gerechnet und so konnte es keiner länger als 5 Uhr im Zelt
aushalten und flüchtete lieber in den Truck (der auch ohne Heizung war).
Am Fuße der Düne sah noch alles einfach aus, doch ein knapp
15minütiger Aufstieg ließ sich später in den Beinen merken. Der uns
versprochene Sonnenaufgang blieb uns leider auch verwehrt, da der Nebel uns
einen Strich durch die Rechnung machte :( Um uns dann wenigstens den mühsamen
abstieg zu ersparen, kullerten/rollten/rannten/stürzten wir uns die 180m hohe
Düne herunter. Sand überall – auch noch Tage später!
Doch das sollte nicht das einzige sandige Erlebnis bleiben.
Es folgte ein Besuch der Sossusvlei, der Besichtigung der Deadvlei mit
versteinerten Bäumen und noch mehr Dünen drum herum und schlussendlich der
Tagesausflug zum Sandboarden in Swakopmund!
Der Tag in Swakopmund, der wohl deutschesten Stadt in
Namibia stand jedem zur eigenen Verfügung. Ich nutzte die Zeit mit einer
Aktivität, die ich bisher aus meiner Reise noch nicht abhaken konnte. Auf einem
Brett mit ca. 75km/h eine Sanddüne kopfvoran runterschliddern. Dass das
Spaß macht könnt ihr euch bestimmt
denken und das Video am Ende des Tages bewies das auch :) Verschiedene
Techniken wurden ausprobiert um seine Geschwindigkeit zu verbessern und nicht
alle glückten, sodass an einem Hang Lara und ich zum Stehen kamen und wohl die
Lachnummer des Films wurden….was tut man nicht alles für die Lachmuskeln der
anderen.
Eines meiner bisher schönsten Erlebnisse war der Besuch des
Townships in Swakopmund. 2 junge Männer aus dem „Armenviertel“ führten uns
durch ihre Heimat und erklärten uns deren Kultur und Bräuche.
Da es in Namibia 3 verschiedene Stämme gibt, ist das
Township auch unterschiedlich aufgeteilt. Jeder hat seinen Bereich und so
stoppten wir als erstes bei einer Herrera Lady die uns so manche Geheimnisse
verriet. Doch nicht alle Infos sind für die Männer bestimmt, so wurden nur wir
Mädels in einen extra Bereich gebeten und dann nannte sie uns ihr Alter, was
sie in ihrer Kopfbedeckung versteckt und wie viele Schichten Röcke sie trägt.
Weiter ging es zu einer Heilerin bei der wir mehr über alternative Medizin
lernten, zwischendurch gab‘s einen kleinen Klickkurs – das sind die Laute die
sie alle in ihrer Sprache verwenden und danach kleine Kuscheleinheiten mit
Kindern, die total glücklich waren mit uns zu spielen und mich irgendwie nicht
loslassen wollten. Die letzte Station der Township-Tour war der Besuch der
örtlichen Kneipe „Back to the Moon“. Als einzige Weiße mischten wir den Laden
mächtig auf. Marleen und ich ließen unsere Hüften kreisen und so staunten die
Locals nicht schlecht, dass auch wir Europäer Rhythmus im Blut haben. Nach
einer großen Flasche „Windhoek“ (Bier) wurden die Bewegungen von manch anderen
dann auch geschmeidiger, doch ein Ruf von Wendy, dass wir schon spät dran wären
riss uns aus dem Partygetümmel direkt in einem Nebenraum in dem schon eine
Delikatesse auf uns wartete…Raupen, frisch gegrillt. Im Gegensatz zu allen
anderen hat es mir wirklich geschmeckt und mit den Gesängen der
„Swakopmund-Vocals“ war das ein durchaus feierlicher Tagesabschluss des
„wirklichen“ Lebens hier!
Eine Pause ist auf der Tour irgendwie nie wirklich
vorgesehen…ständig folgen stundenlange Fahrten im Truck in denen man nicht
wirklich schlafen kann. Entweder ist die Piste zu holprig oder die Tiervielfalt
draußen zu groß um wegzuschauen. Springböcke werden jedoch nicht mehr beachtet,
da es diese wie Sand am Meer gibt…
Nächster Halt – Mitte Wüste! Das Camp für diese Nacht war
das Haus eines alten Buschmanns, der nun seine Kultur an andere Leute
weitergeben will. Sein Helfer Frans kennt das Territorium besser als seine
Westentasche und entführt uns für wenige Stunden in die Welt der Buschmänner,
deren Tricks zu jagen, Spuren zu lesen, Tiere zu finden und was man sonst noch wissen sollte, wenn man in
der Wüste überleben will! Warum ist also der Sand rot und nicht weiß? Warum ist
ein Kompass nutzlos? Wie verhält man sich wenn eine Hyäne vor einem steht? Und
aus welcher Pflanze bekomme ich Wasser wenn doch alles so trocken scheint?
Nachdem all diese Wissenslücken gefüllt wurden ging es durch
zum Etosha National Park. Und uns wurde nicht zu viel versprochen. Aufgrund der
Trockenheit der letzten Tage finden sich alle Tiere immer an den Wasserlöchern
ein und so konnten wir nicht einmal 5 Minuten nach Betreten des Parks Giraffen,
Oryxe, Springböcke und Gnus an einem Fleck sehen. Auch auf der weiteren Fahrt
begegneten uns Elefanten, noch mehr Giraffen und am Abend in unserem Camp
beobachteten wir die vom Aussterben bedrohten Blackrhinos (Breitmaulnashörner)
am Tümpel.
Der nächste Tag sollte ein kompletter „Game-Drive-Day“
(Safari-Tag) sein. Und wir hatten Glück! Erst sitzen 7 Löwen vor unserem Truck,
später können wir einen Honigdachs sichten, der sich sonst versteckt hält und zur Krönung sahen wir auch noch einen
Leoparden im Baum rumliegen…nicht jeder hat die Chance schon in 2 Tagen 4 der
„Big 5“ zu sehen… nun fehlt mir nur noch der Büffel aber der erwartet uns
definitiv in Botswana!
Neben all der Tiervielfalt gab es zur Abwechslung immer mal
wieder Kulturprogramm, um vom Leben der Damara zu lernen, Felsritzungen zu
bestaunen oder einfach nur die gute einheimische Küche auszuprobieren.
Einen letzten Naturstopp gab‘s dann im Waterberg Plateau mit
der Besteigung des Berges. Zu allem Übel verträgt mein Körper jedoch die
Malariatabletten nicht allzu gut und ich verbringe die meiste Zeit mit Warten
auf Besserung. So genieße ich es dann vollkommen, dass wir in Windhoek, der
Hauptstadt Namibias ein 4*Hotel beziehen und trinke für alle die mich gebeten
haben ein kühles Bierchen auf deren Wohl in Joe’s Beerhouse :)
Doch nun würd ich einfach mal sagen…Bilder sagen mehr als
1000 Worte. Und glaubt mir ich habe mehr als 1000 Bilder für euch auf Lager :)