Mittwoch, 23. Januar 2013

Neuseeland: Christchurch-Queenstown-Wanaka


Angekommen…Neues Land, neue Leute, neue Eindrücke! Doch bisher werd ich irgendwie nicht warm mit Neuseeland – wie auch bei um die 10°C und Regen :(
Schon der Start war etwas ungemütlich. Nach einer sehr turbulenten Landung in Christchurch hab ich eine Nacht mit ca. 30 weiteren Backpackern auf dem Flughafen verbracht. Etwas kühl so ein Eingangshallenboden und dann noch um 4:30Uhr von der Putzfrau geweckt werden – was kann es besseres geben?! :/
Auch zeigt Christchurch nicht wirklich viel Spannendes, hier und da ein eingestürztes Haus, daneben ein paar Bagger und in  der Highstreet findet man neu errichtete Restaurants und Shops, die zum größten Teil aber nur Blechcontainer sind. Man sieht also noch deutlich die Spuren der Erdbeben von vor ein paar Jahren.  Ich will nur noch weg von dort – zu viele Backpacker, Leben im Hostel und dann der Wechsel zwischen Regen, Hitze und ner Menge Staub…alles, was ich in Neuseeland eigentlich nicht wollte :)

Mit Dan, einem Briten, kam dann die erhoffte „Flucht“ aus Christchurch…er und seine Freundin hatten noch ein paar Plätze frei in ihrem gemieteten Bus, sodass es mit 4 weiteren jungen Leuten auf nach Queenstown geht.  Endlich ist es soweit…wir durchfahren die wunderschöne Natur von Neuseeland!

Endlos lange Bergketten die wie mit einem Grasteppich überzogen aussehen, andere Bergkuppen sind immer noch mit Schnee vom Winter bedeckt, hunderte von Schafen und Kühe stehen mitten im nirgendwo zwischen farbenfrohen Gewächsen und dann der erste große See – Lake Tekapo. Hier mussten wir einfach anhalten um das unbeschreibliche Blau des Wassers genauer zu betrachten. Und es ist einfach nur still. Nichts ist um uns rum – nur 2 Motorraderfahrer machen ne Menge Krach, aber sonst Stille, klare Luft und die Weite Sicht über die unberührte Natur. Nun kann ich verstehen, warum es so viele hier her zieht. Doch irgendwie kommt mir alles so vertraut vor…mhm…irgendwoher kenn ich diese Art von Erde! Genau – Österreich. Bisher erscheint mir alles wie ein schöner Sommerurlaub im schönen Nachbarland. Und auch die Weiterfahrt nach Wanaka ändert nichts an dieser Meinung. Denn der kleine Ort ähnelt einem Skiort in den Alpen. Viele Touristen die sich auf den Terrassen der Restaurants ihr Bierchen schmecken lassen, überall gibt es gut ausgezeichnete Wanderwege und auch hier könnte der Blick auf den See mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund eine Kulisse für einen Sonntagabend-Heimatfilm sein :)

Auch wir halten an um uns den kühlen Wind um die Nase wehen zu lassen, schließlich haben wir Zeit, wir wollen Queenstown erst am Abend erreichen. Alle haben bereits ihr nächstes Hostel gebucht außer ich…irgendwo werd ich schon was finden.

Weitere Serpentinen hoch, später wieder runter, 13 Aussichts-, Fotostopps und 576 Schafe später erreichten wir Punkt 8Uhr die Party- und Adrenalinstadt Queenstown. Man erwartet irgendwie eine Menge Leute, doch außer dieser Ort könnte in Kärnten sein. Kleine Holzhütten, viele Ski-und Snowboardschulen, Reisebüros und Hotels für insgesamt 12000 Einwohner. Fast genauso viele Backpacker tümmeln sich hier rum :) Naja fast…diese wollen alle animiert werden, also kann man neben Fallschirmsprung, Bungeejumping und Jetboot auch Kajaktouren oder andere „geldfressende“ Aktivitäten buchen. Kein Wunder also das alle Hostels belegt sind, zudem kommt noch, dass an diesem Wochenende ein Rugby Tournament. Das heißt das nicht nur 20jährige Deutsche „Terra Titanica“ grölend durch die Straßen laufen, nein, nun kommen auch noch die Einheimischen dazu, die sich einmal im Jahr frei nehmen um nach Queenstown zu pilgern und dort ihr erspartes in Speight’s (Bier) umzusetzen. Somit hatte ich also keine andere Wahl als zu nehmen was übrig bleibt – das letzte Zimmer…zusammen mit 5 Rugbyfans der besten Sorte, einem Nigerianer der angibt Deutscher zu sein und gern um 9Uhr zu Bett geht (nur leider nicht heute) und dann noch 2 Schweden, die sich gern morgens um 4Uhr bereit für einen Angeltrip machen. Tolle Nacht! Doch das größere Problem stellte die nächste Nacht dar, wieder alles ausgebucht! Also für um 8Uhr einmal alle Hostels in Queenstown abgrasen um am Ende beim 3. erneut nach einem Bettchen zu fragen – was für ein Glück, 2 Mädels verlassen früher die Stadt und ich hab ein Bett, diesesmal sogar in „etwas“ ruhigerer Lage.

Da ich immer noch ein  armer Backpacker bin (Lotto spielen hab ich auch ehrlich gesagt gar nicht versucht :) ) nehme ich weder den Bungeesprung noch die Jetboottour wahr, sondern bleibe bei den kostenlosen Aktivitäten. Und ja, auch das gibt es hier. Ich entdecke neue Sportarten im Park von Queestown – Disc Golf (googelt es einfach bei Interesse), schau mir Rugby aus der Entfernung an, schlendere über den Wochenendmarkt und erklimme letztendlich am Sonntag den Ben Lomond (1748m).
Kurz vor meiner Berg-Tour treffe ich auf Matt – ein echter Kiwi. Nein nicht der Vogel und auch nicht die Frucht. Die Neuseeländer bezeichnen sich selbst auch als dieses :) Matt, 32 aus Auckland ist momentan auf Campingurlaub auf der Südinsel und suchte noch nach Reisepartnern, die ihn für ein paar Tage entlang der Westküste begleiten. Das kommt mir natürlich ganz gelegen – kostenloser Transport, eigener lokaler Reiseführer und die Unterkunft kann günstiger gar nicht sein – ein Zelt. Doch erstmal geht es auf den Gipfel um Queenstown von oben zu sehen. Laut Reiseführer soll man ca. 8h hin-und zurück einplanen. Matt rechnet mit 5 – was hab ich mir da nur angetan!?! Es geht also im Stechschritt steil bergauf, schließlich trainiert er sonst auch 2-3mal die Woche. Mir geht langsam die Luft aus und nun gibt die Sonne auch noch ihr Bestes… Irgendwie dachte ich, ich sei fitter, doch die letzten Wochen in Australien haben mich nicht grad schlanker gemacht :) So kommt mir jede noch so kleine Pause recht und auch ein Fotostopp ist eine gute Ausrede um mal anzuhalten – natürlich wollte ich nur den Ausblick genießen! ;) Der atemberaubende Blick über die Southern Alps und das kleine Örtchen war die Mühe aber allemal wert!!! 
Zwar wusste ich nach dem Abstieg gar nicht wo ich anfangen sollte meine Schmerzen aufzuzählen, trotzdem entschloss ich mich weiter mit Matt zu reisen, vielleicht wird es ja in den nächsten Tagen besser – die Hoffnung stirbt schließlich zu Letzt.

Im Auto gab es dann die ersten Infos zu Neuseeland, ganz praktisch mit einem Kiwi zu reisen, der die Tour schon vor 4 Jahren mit seiner Frau gemacht hat und nun einfach nochmal seine Lieblingsziele ansteuert. So seh ich also das Beste vom Besten :) Und wir lassen absichtlich den einen oder anderen Touripunkt aus, Milford Sound wird also nicht  in meinem Blog erscheinen…

 Eingedeckt mit ausreichend Essen, ner Menge Ausrüstung und meinem neuerworbenen Schlafsack für ca. 20€ ging es nach einer Nacht auf dem Campingplatz von Albert Town weiter durch Wanaka ins Matukituki Valley um für ein paar Tage jegliche Zivilisation hinter uns zu lassen. Schon die Fahrt zum Wanderparkplatz ließ nichts Leichtes erwarten. Der alte Nissan Sunny überlebte erstaunlicherweise alle Schlaglöcher und sogar die Durchfahrt von 5 Bächen (auch wenn es sich nicht immer gut anhörte!).

Alles Wichtige für 3 Tage wanderte in die Rucksäcke, Schuhe wurden geschnürt und mit immer noch Muskelkater in den Beinen ging es los. Die ersten Bächen versucht man noch trockenen Fußes zu überqueren, doch spätestens beim größeren Fluss war alles zu spät – Knietief im Wasser und nun 2kg extra pro Fuß! Klasse…auch dieses Mal war es keine Wanderung, nein das ganze erschien mir wie ein Wettlauf, sodass ich mehr mit meinem Körper zu kämpfen hatte als die Natur um mich herum zu geniesen. Matt ist meist schon 100m voraus, doch eine Unterhaltung würde sich für meinen Atemhaushalt in dem Zustand eh nicht eignen :) Und auch die Kühe und Schafe lassen sich von uns nicht stören, genüsslich grasen sie vor sich hin und hinterlassen so manche „Ausweichflatschen“. Ein kurzer Fakt zwischendurch…Neuseeland hat zwar nur 4 Millionen Einwohner, jedoch 60Mio Schafe – nun ist mir auch klar warum wir niemanden begegnen :)

Nach 3 Stunden Quälerei kommen wir am Aspiring Hut an – einer kleinen Unterkunft im Nirgendwo. Kleine Verschnaufpause, danach geht’s weiter über Hängebrücken bis wir endlich einen geeigneten Punkt finden um unser Zelt aufzuschlagen. Umrahmt von riesigen Bergketten, 4 Wasserfälle und inmitten einiger Sträucher - der kleine Bach nebenan dient als Wasserversorgung…Wahnsinn!!!

Bevor es dunkel wird bereiten wir noch unser Essen zu – Dose auf, Gaskocher an, einmal umrühren bitte und voila fertig ist  das Hauptgericht. Als Nachtisch ein Müsliriegel und um die anfliegende Kälte etwas auszugleichen noch ein Tee vorm Schlafen gehen. Doch das Hauptproblem hätte ich fast vergessen – Sandflies…1000 nervige Mücken, die jedes Stück vom Körper zerstechen und zum Jucken bringen. Gut nur, dass sie gern schwarz anfliegen und mein „Kleiderschrank“ fast nichts anderes aufweist… :( Auch die Nacht erwies sich als nicht gerade gemütlich. Für eine Isomatte hat mein Budget nicht gereicht, also schlafe ich auf ausgebreiteten Handtüchern, die die Kälte jedoch nicht abweisen sondern zu Speichern scheinen. Und auch mein „Schlafsack-Billig-Kauf“ machte mir zu Schaffen…Nicht mal 3 Hosen übereinander + 5 Oberteile ließen mich etwas aufwärmen sodass ich den nächsten Morgen schlaflos, zitternd und total erschöpft begrüßte.

Ich verabschiedete Matt, da er nun allein für ein paar Stunden einen anderen Gipfel erstürmen will und versuche meinen Körper wieder auf „Normalstatus“ zu bringen. Danke also an Micha – die Wärmflasche leistet ihre Dienste :) Ein Tag ohne große Anstrengung tat mir also mal ganz gut…einfach nur irgendwo im Nirgendwo von Neuseeland sitzen, am eiskalten Bach etwas waschen und die restliche Zeit die wenigen Sonnenstrahlen aufsaugen um die nächste Nacht in der Kälte zu überstehen. Wie froh ist man doch am nächsten Morgen, total erfroren, endlich wieder wandern zu dürfen. Wir lassen also das Frühstück aus – eh zu viele Fliegen und und machen uns direkt auf den Rückweg zum Auto. Durchgeschwitzt aber mehr als stolz wechsle ich meine Wanderstiefel gegen Flipflops, zwar ist es dafür viel zu frisch doch Kälte macht mir nun ja nichts mehr aus :)

Der Rückweg nach Wanaka ist unverändert…immer noch tiefe Furchen und besser mit einem Geländewagen zu durchqueren, doch unser kleiner Nissan schafft das schon! Also Belohnung gibt’s zum Mittag Fish & Chips um die abtrainierten Pfunde in wenigen Sekunden wieder ran zu essen :)


So…nun eine kleine Lesepause – der 2. Teil folgt! Denn schließlich waren das erst die ersten Tage meiner Tour :) Auch die Bildergalerie wird demnächst wieder gefüllt...

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