…Teil 2 meiner Trekking-Reise mit Matt.
Nach unserer ersten „Overnight“-Campingtour war ich ziemlich
froh, dass an den kommenden Tagen nur Tagesrouten anstanden. So ging es über
den Haast Pass an die Westküste der Südinsel, wo sich nun auch endlich die
Flora und Fauna etwas änderte – nun wirkt es nicht mehr ganz wie Österreich
sondern ähnelt der Great Ocean Road (Australien), Teilen Thailands oder dem
Schwarzwald :) Doch einige Besonderheiten hat Neuseeland doch zu bieten, was
mir in den nächsten Tagen deutlich wurde…
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuDyu6wnXc2Stc8Wrv9RvF8mClh0HSqbAiin2lOzxAIaVc1iGpX_2pzdDJlS31sFnJ8G2pn9K0EdhxY7iBh2_9LI6xgg3NIaqzq38jVpHkc7kb7GV_a6NmEMk9iHfxe3iB63rPYYfrlf4/s320/2013-01-17+10.44.36.jpg)
Und täglich die gleichen Rituale…Zelt aufbauen, Essen kochen
(oder nur Brote schmieren), 100 Sandflies im Zelt umbringen, so viel Kleidung
wie möglich übereinander anziehen, unruhig die Nacht überstehen ohne zu
erfrieren, total verschlafen alles ins Auto packen, nächsten Rastplatz ohne
Sandflies aufsuchen, alles ausbreiten zum Trocknen, Frühstücken (Müsliriegel
oder Weetbix), Katzenwäsche am Fluss und erneut die Wanderstiefel schnüren.
Auf der „Neuseeland-to-Do-Liste“ standen natürlich auch die
beiden Gletscher Fox und Franz-Joseph. Vom Sammelparkplatz immer nur wenige
Kilometer entfernt kann man die große Eismasse bewundern und erneut seine
Speicherkarte der Kamera füllen. Doch irgendwie erstaunt mich eher das ganze
drum herum. Die tausenden Menschen die täglich hierher pilgern, sämtliche
Angebote im Ort die eigentlich gar nichts mit dem Gletscher zu tun haben – Mountain-Bike-Verleih
am Gletscher, Reiten am Gletscher, Essen am Gletscher, Wellness am Gletscher,
Pinkeln am Gletscher…aus allem wird hier Geld gemacht – am meisten natürlich
mit den endlos überteuerten Rundflügen.
Uns reicht ein kurzer Blick und wir machen uns auf den
Rückweg zum Parkplatz. Finden dabei ein paar Einsberge die im Fluss
wegschwimmen und sind erstaunt, wie viel Eismasse in den letzten Jahren schon
verschwunden ist.
Und nun will mir Matt noch etwas Besonderes zeigen. Nur 20km
vom Fox Glacier entfernt soll es einen Strand geben, von dem man einen
wunderbaren Blick auf die Skigebiete haben soll. Also Strand – Wald – Berge mit
Schnee…alles in einem Foto! Also nichts wie los zum Gillipsie Beach. Die
Überraschung kam dann beim Aussteigen :( Leider hat der Wettergott heute nicht
seinen besten Tag, sodass es gegen 3 Uhr ziemlich düster wird, zu regnen
beginnt und der Wind einem jedem Atem nimmt (aber schaut einfach mal ins
Video!) So ist es nun leider auch nicht möglich auch nur irgendeinen Berg in der
Ferne zu sehen, da sich die Sicht auf 100m verringert. Mist…
Als Entschädigung gibt’s also ne Heiße Schokolade und wir
fahren weiter um unser Zelt in Franz-Joseph aufzubauen. Es folgt eine der
kältesten Nächte, sodass ich gegen 4 Uhr aufgebe und ins benachbarte Hostel im
Eingangsbereich auf die Couch flüchte. Als Zudecke dient ein Sitzsack und der
Wecker wird auch 6:30Uhr gestellt um ja nicht für allzu viel Aufregung zu
sorgen.
Nun kann es ja nur noch besser werden und das wurde es Gott
sei Dank auch!
Die nächsten Punkte waren Hokitika, Greymouth, das kleine
Örtchen Blackball, Pancake Rocks und eine kleine deutsche Kneipe/Pizzeria
mitten im Nirgendwo.
Hokitika: Nur ein kurzer Zwischenstopp – Planänderung da die
Wettervorhersage nichts Gutes verheißt, also wird die Trekkingtour am Arthur’s
Pass entfallen. Auch nicht schlecht, da ich meine müden Beine noch etwas
ausruhen kann.
Greymouth: Auch nicht der Rede wert – viele Backpacker die
am Straßenrand mitgenommen werden wollen. Wir tanken und füllen Essensvorräte
auf und lassen die größte Stadt der Westküste
(9000 Einwohner) hinter uns.
Blackball: nicht weit von Greymouth entfernt, etwas
versteckt im Hinterland und ich würde mal schätzen 50 Einwohner. Trotzdem sehr
bekannt durch das Hilton Hotel. Nein nicht der “Hotelriese“…und da beginnt auch
die Geschichte. Aus irgendeinem Grund haben es die Besitzer Hilton genannt, bis
es die Luxuskette herausgefunden hat – nun heißt es „Formerly Blackball
Hilton“. Alles ein bisschen seltsam, wie das Hotel selbst. Wer den Film „Rocky
Horror Picture Show“ kennt, der kann sich ungefähr die Einrichtung und das
Ambiente denken…wir belassen es bei einem Bierchen und fassen die
„Verkleidungskisten“ erst gar nicht an. Ein weiterer Punkt in Blackball ist die
bekannte Salami – hier gibt es eine der besten Metzgereien Landesweit und auch
wir decken uns mit etwas Proviant ein.
Pancake Rocks: auf jeden Fall einen Stopp wert – fast besser
als die 12 Apostel an der Great Ocean Road. Felsformationen die wie tausend
geschichtete Eierkuchen aussehen. Durch die Wassergewalt wurden außerdem Höhlen
geformt durch die das Wasser nach oben gedrückt wird, was letztendlich wie ein
Schlot wirkt. Bei jeder großen Welle gibt es also eine kostenlose Dusche für
die Besucher. Auch ist es nicht ganz so überlaufen und man kann in alle Ruhe
das Naturspektakel beobachten…
Zu guter Letzt unsere Unterkunft an diesem Tag…klar, es war
wieder das Zelt nur erinnerte der Campingplatz an einen Schrebergarten im
Großraum von Berlin. Kein Wunder, die Besitzer waren Auswanderer aus der
ehemaligen DDR sodass auch ein Bild von Erich Honecker einen Platz an ihrer
Theke fand. Neben sämtlichen deutschen Biersorten und leckerem Pflaumenkuchen
lockt Jack’s Campground jedoch mit frischgebackenen Pizzen. Endlich mal wieder
ein gutes Abendessen an einem Tisch bei mehr als 10° und ohne Fliegen. :)
Am Kohaihai Campingplatz kam es wieder zu den täglichen
Ritualen. Hier nun einmal das Rezept zum Nachkochen: Dose „Baked Beans in
Tomato Sauce“ öffnen, etwas Wurst und eine halbe Möhre klein schneiden, alles
gut erhitzen, umrühren nicht vergessen und später gerecht für 2 Personen
aufteilen. Als Beilage kann man wahlweise eine Scheibe Toastbrot oder Wasser
frisch vom Hahn reichen.
Auch das Wetter war an diesem Abend mal wieder nicht auf
unserer Seite, sodass ich mich entschloss nun eine Nacht im Auto zu verbringen.
Zwar nicht das gemütlichste, doch etwas wärmer.
Viel Zeit bleibt nun aber nicht mehr, bis sich Matts und
meine Wege trennen, also planen wir eine letzte „Overnight“-Trekkingtour.
Nelson Lakes steht auf dem Programm. Auf dem Rückweg zur Hauptstraße biegen wir
noch einmal fix ab um das Oparara Arch zu bewundern – ein weiteres
Naturphänomen. Der Fluss der zu der Kalkstein-„Brücke“ führt erinnert sehr an
frisch gebrautes Bier – bräunlicher Glanz und ne Menge Schaum :)
Doch dann führte uns der Weg zurück nach Westport, entlang
am Buller River durch Murchison direkt nach St. Arnaud. Auto geparkt, Sachen
umgepackt, noch ein letztes Mal eine Toilette benutzt und auf geht’s – 3 Tage
Camping in der Wildnis mit dem Ziel ins eiskalte Wasser am Angelus Hut zu
springen. Mit mehr ca. 15kg Gepäck auf dem Rücken folgte ich Matt durchs
Speargrass Valley.
Schon nach 40m rutsche ich etwas den Hang hinunter – erste
Wunde, weiter geht’s im Laufschritt. Es wird ein gutes Tempo durchgezogen,
schweißgebadet und ohne viele Wortwechsel geht’s es steile Waldwege hoch,
einige Kilometer weiter wieder runter, durch ein paar Bäche mit zu einem
größeren Fluss. Tja…die Brücke ist leider vor wenigen Tagen von der Wasserkraft
weggespült worden…egal! Also nichts wie durch, knietief im Wasser und mit
schweren Schuhen weiter durchs Sumpfgebiet. Es heißt auch nicht ohne Grund
„Speargrass“ – die wuchernden Pflanzen haben schöne scharfe Kanten :( Doch das
war nicht alles für die erste Etappe. Nach nun patschnassen Füßen galt es ein
Matschloch zu durchqueren. Die ersten Meter auch alles kein Problem…nur war
mein Gepäck wohl doch etwas zu schwer, sodass ich nach 10m bis zum Oberschenkel
im Schlamm versunken war. Nun hatte ich also das komplette Beautyprogramm
hinter mir und freute mich komischerweise auf ein Bad im eiskalten Fluss gleich
neben unserem Zeltplatz – wieder einmal mitten zwischen Sträuchern auf etwas
unebenem Untergrund auf ca. 1200m Höhe.
Und ja…5°C Wassertemperatur können verdammt kalt sein :) Zur
Aufwärmung schürten wir also ein kleines Lagerfeuer und belohnten uns mit
Marshmallows und Stockbrot – einfach genial! Das richtige Abendbrot kam
natürlich wieder aus der Dose. Fix noch die schlammverschmierte Kleidung und
Schuhe gewaschen und nichts wie ab ins Zelt. Das war dann auch eindeutig die
kälteste Nacht meiner ganzen Reise. Ziemlich genau an die Null Grad – warum ich
das so genau weiß? Ganz einfach unsere Schuhe waren am Morgen eingefroren,
sodass wir sie im kalten Fluss auftauen mussten um auch nur einige Meter weiter
zu kommen – der Sonne entgegen auf den Mt. Angelus. Die „Wanderwege“, wenn man
steile Steinhänge überhaupt als Weg bezeichnen kann, wurden nicht einfacher.
Bis auf 1800m ging es an diesem Tag bei bestem Sonnenschein. Und alle
Anstrengungen lohnten sich – durch den wolkenfreien Himmel erstreckte sich die
Sicht auf hunderte Kilometer und die klaren Bergseen luden einfach nur zum
reinspringen ein. Kälter als der Fluss am Abend zuvor konnte es ja nicht mehr
werden. Als Beweis für meinen „Mut“ gibt es natürlich auch ein Video :)
Doch unsere Tour endet bald und die letzte Nacht möchte Matt
gern auf einem typischen Kiwi-Urlaub-Familien-Camping-Platz verbringen. So
bekomme ich in meiner letzten Zeltnacht
nochmal das neuseeländische Familienferienfeeling mit. Wo? Am Kaiteriteri Beach
in der Abel Tasman Region. Bei 28°C und Sonnenschein entspannen wir somit am
Strand, positionieren unser Zelt zwischen hunderten Booten & Campervans und ich teile mir später die Waschbecken mit
12 kleinen Mädels die brav ihre Haare kämmen und Zähnchen putzen :)
Vielleicht wundert ihr euch auch warum nun auf einmal 2
Berichte nach einander folgen und ihr lange nichts von mir gehört habt…das
liegt leider an der schlechten Internetverfügbarkeit in Neuseeland :(
Doch nun hatte ich letzte Nacht ein weiches Bett und extrem
nette Gastgeber – Freunde von Matt – Jen und Ron! Bei leckerem Essen, gutem
Wein und lustigen Gesprächen über das Zutzeln von deutschen Weißwürschtchen
konnte ich es mir gut gehen lassen und
bedanke ich mich hiermit nochmal für das „All-inklusive-Paket“. Danke
auch an Matt, meinen Reiseleiter der letzten Tage!
GESCHAFFT – im wahrsten Sinne des Wortes :)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen