Wieder liegt eine Woche voller Erlebnisse und neuer Eindrücke hinter mir. Ich hab es geschafft – angekommen im letzten Kontinent meiner Reise.
Alles startete mit der Hauptattraktion (laut Tripadvisor) von Johannesburg, dem Gautrain. Mit dem Zug, den es seit der WM 2010 gibt gelangt man schnell und super sicher in der größten Stadt Südafrikas.
Um auch gleich direkt mit der Kultur und den Einheimischen vertraut zu werden, machte ich einen Bogen um die Hostels und nistete mich bei einem Couchsurfer ein. Alex ist ein hervorragender Gastgeber und hat mir nach einem kleinen Mittagsschlaf und der bitter nötigen Dusche sofort die Stadt gezeigt. So ging es zum „Neibourgoods Market“ wo wir neben Speisen aus aller Welt auch Lokales vorgefunden haben. Mein Favorit ist eindeutig Biltong - getrocknetes Fleisch meistens mit spezieller Würze! Nach einem Kaffee und ein paar Drinks ging es auf eine kleine Stadtrundfahrt und später in den Supermarkt. Samstagabend – Braai war angesagt. Ihr fragt euch bestimmt was es ist…ich musste auch mehrfach nachfragen was er genau meint, denn Braai ist eigentlich nichts anderes als ein Barbecue, nur verwenden das man das Wort hier nicht, schließlich haben sie ihre eigenen Ausdrücke. Mit den Einkäufen ging es dann auch schon in eine sehr gut aussehnende Gegend. Wiedermal ist alles wie im Hochsicherheitstrakt. Überall Mauern, Stacheldrahtzähne und ohne Anmeldung beim Pförtner kommt man eh nirgendwo rein – fast wie im Gefängnis. Doch nur so fühlen sich die Leute wirklich sicher. Johannesburg ist für seine Kriminalität bekannt, da es rundherum viele Townships (Armenviertel) gibt. Doch in den Tagen die ich dort verbracht habe, habe ich mich nie unsicher oder von Schwarzen bedrängt gefühlt.
So zurück zum Braai. Stefan, ein Deutscher hat eingeladen. Er arbeitet hier und hat einige seiner Freunde auf einen netten Grillabend eingeladen. In einer sehr lustigen Runde wurden mir so schon am ersten Abend alle wichtigen Infos und Tipps zugetragen. Die Mädels lernten mir wie man Pap zubereitet – eine Pampe aus Maismehl, was Chakalaka ist und wie man seine Hüften fachgerecht zur Musik kreisen lässt. Ein komplett gelungener Abend mit ner Menge neuen Freunden :)
Auch die weiteren Tage in Joburg wurden sehr relaxt angegangen. Die Stadt bestimmt ein ziemlich junges Flair…viele Hippster, überall Rooftop-Bars und nette kleine Cafés. So lässt es sich leben. Wiedermal kommt man mit ner Menge Leute aus aller Welt ins Gespräch und alle sind überrascht was ein so zierliches Mädel wie ich allein draußen in der Welt macht…tja – Spaß haben :)
Doch der Zeitdruck hängt ein bisschen im Nacken und so zieht es mich mit einem Bus (die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel die es hier gibt!) weiter zu den Drakensbergen. Warum?!?! Ja, da gibt’s so eine Geschichte. Bei meiner Reise durch Thailand habe ich in Railay Beach einen Südafrikaner getroffen. Mitten im Getümmel zwischen Ladyboys und Cocktails fängt er an mit mir Deutsch zu reden…Rainer ist „deutsch“ aufgewachsen, da ein Teil seiner Familie dort herstammt. Sofort wurden damals Kontakte ausgetauscht und siehe da, sie sind ziemlich nützlich :) Da ich leider so gut wie gar nichts über die Gegend und sein Leben wusste, ließ ich mich einfach überraschen.
Die Tage in den Bergen waren einmalig. Mitten in einem Urlaubsgebiet wohnt er auf einem riesigen Grundstück zusammen mit einigen anderen jungen Leuten aus England. Alles Ärzte die im nahegelegenen Krankenhaus täglich unter einfachsten Bedingungen ihr Bestes geben.
Zwar ist momentan Winter hier in Südafrika und nicht alles ist grün sondern gerade hier in der Gegend ist alles verdorrt und ausgetrocknet, doch trotzdem ist ein Ausflug in die Drakensberge allemal wert!
Ein besonderes Erlebnis verschaffte mir Toni, die Mitbewohnerin von Rainer. Sie nahm mich und ihren Bruder mit zu einem Geparden-Aufzucht-Projekt einige Kilometer entfernt. Dort konnten wir 2-3Stunden mit den riesigen Katzen spielen und mehr über die aussterbende Art erfahren. Auch einen Leopard und viele andere „Katzen“ leben in dem Park. Man kommt einigen Geparden ziemlich nahe, da sie mit der Flasche aufgezogen wurden. So saugen sie auch gern an meinem Daumen ohne mich zu beißen…komisches Gefühl.
Für ein anderes besonderes Erlebnis sorgte Rainer. An meinem letzten Tag in den Bergen bot er mir an einen Tag das Krankenhaus zu sehen und etwas mitzuhelfen. Wann hat mal schon mal die Chance, das richtige Afrika so nah zu sehen und mehr über die Menschen zu lernen als nur Touristenattraktionen zu folgen?
Und so war es dann auch, ein Tag der einem zum Nachdenken brachte. Das von 2 Deutschen gestiftete Hospital Emmaus ist eigentlich mit dem nötigstem ausgestattet doch nicht mit den deutschen Standards zu vergleichen. Desinfektion, Betäubung, entsprechende Geräte!?!? Eher Mangelware. Dazu kommt noch das Sprachproblem. Der Großteil der Patienten spricht kein Englisch sondern Zulu oder eine andere Stammessprache. So gibt es ständig eine Schwester die übersetzt. Leider sind diese Schwestern nicht gerade die Motiviertesten…und gehen auch einfach mal aus dem Raum ohne wiederzukommen. Da muss man als Arzt schon einige Geduld aufbringen. Was dann auch alles für Fälle in der Notaufnahme eintreffen. Männer die sich die Finger abgesägt haben und nach der Amputation den Finger nach Hause nehmen wollen, Frauen mit seltsamen Geschwülsten, eine 80Jährige mit sämtlichen Beschwerden die aber stark auf eine Röntgenaufnahme beharrt…und immer heißt die erste Frage: HIV positiv oder negativ?
Die zweite Hälfte meines Tages verbringe ich dann auf der Kinderstation. Von 3 Wochen bis 12Jahren ist alles vertreten. Und selbst die Kleinsten haben schon einen wuscheligen Afro :) sehr cool! Doch auch hier sind die Auswirkungen von HIV erkennbar. Ich versuche mein Bestes und unterhalte die Kleinen für mehrere Stunden mit Malen und Basteln. Einigen genügt es schon einfach mal zu kuscheln und umarmt zu werden. So ist mein Schoß nie leer und es wird sich immer schnell um den besten Platz gestritten.
Den Tag werd ich so schnell nicht vergessen, danke Rainer, dass du mir das ermöglicht hast!
Meine Reise geht nun weiter Richtung Süden. Die anderen Mitbewohner Louisa und Shane gehen übers Wochenende ans Meer und so schließ ich mich kurzerhand an, wer schlägt schon eine kostenlose Fahrt aus?!
Der eigentliche Grund, warum ich mich aber angeschlossen hab, war der am nächsten Morgen folgende Tauchgang. Endlich ging es für mich einmal wieder unter Wasser.
Bei etwas erfrischenden 21°C Wassertemperatur starteten wir schon um 6Uhr in den Tag und hatten am Vormittag 2 Tauchgänge.
Aliwal Shoar zählt zu einem der besten Tauchspots der Welt und das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und die Erwartungen wurden erfüllt. So haben wir nach einer ziemlich wilden 20minütigen Bootsfahrt einige Haie unter Wasser sehen können und später noch ein Wrack bei knapp 28m Tauchtiefe. Zwar bin ich noch ziemlich neu im Scuba-Diving-Business doch schlage ich mich bisher recht gut und kann meist länger als alle anderen unter Wasser bleiben. Lousia an meiner Seite als Tauch-Buddy passte da perfekt da wir beide ziemlich lang mit unserer Luft auskamen.
Doch Tauchen strengt auch an und so freut man sich danach auf ein gutes Mittag und eine heiße Dusche. Leider auch mal wieder ein Abschied von liebgewonnenen Menschen…
Mal wieder weiß ich nicht wie’s weiter gehen soll, da man in Südafrika ohne Auto mehr als aufgeschmissen ist. Öffentlicher Verkehr – Fehlanzeige! Dann gibt es noch den Bazbus, extra für Backpacker, der aber nur 3mal die Woche fährt und dann zu unmöglichen Zeiten. Gott sei Dank bin ich erfinderisch und auch eh ohne Plan, also wurde alles kurzfristig umgeschmissen und der Tauchkollege nimmt mich kurzerhand zurück mit nach Durban (eigentlich die verkehrte Richtung).
Am Busbahnhof gibt es dann leider auch nur schlechte Nachrichten, da alle Busse ausgebucht sind. Na toll, das heißt wohl eine Nacht im schäbigem Hotel gegenüber und am nächsten Tag den ersten erwischen. Doch es bleibt es Fünkchen Hoffnung. Vielleicht hat ja jemand gebucht, aber löst seinen Fahrschein nicht ein. So warte ich hoffnungsvoll in der Ecke des Busterminals. Als alle im Bus verschwinden, komm ich erneut mit meinen Sitzplatzwünschen. Und sie kennen mich bereits schon…. :) Endlich! Jetzt geht es ganz schnell, eine Art Ticket wird ausgestellt, ich muss nun auch nur die Hälfte zahlen und drin bin ich.
So ist es dann auch, wenn man nicht die typisches Party-Backpacker-Route einschlägt. Also sitze ich als einzige Weiße in einem vollgepacktem Greyhound-Bus und verbringe mal wieder eine schlaflose Nacht, denn vom Komfort der Busse in Südamerika können sich die Afrikaner noch etwas abschauen.
Nun gilt es nur noch entlang der Garden Route nach Kapstadt zu finden…
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