Sonntag, 26. Mai 2013

Argentinien –und wie man eine Grenze überquert

Ein neues Land und schon der Eintritt dahin war gar nicht mal so einfach! Aufgrund des Schneesturms in der Wüste von Bolivien, hatten wir uns ja kurzfristig entschieden nach Argentinien einzureisen. Meine Reisegruppe wurde dann auch etwas größer, da sich zu den 3 Jungs noch die Schweizerin Carina und der Holländer Ferry gesellten.

Mit einer langen Busfahrt von Uyuni nach Villazon, dem Grenzort fing die Odyssee an. Nachts um 3Uhr angekommen standen wir auf dunklen Straßen und dem Hinweis, dass die Grenze 8 Blocks entfernt vom Busplatz liegt. Also mit Sack und Pack ging es gefolgt von einigen Hunden los um nach kurzer Zeit festzustellen – diese Grenze ist auch zu! Toll…Öffnungszeiten von 7-20Uhr. Also warten war angesagt. Wie Obdachlose reihten wir uns am Grenzschild aneinander, die Hunde vor uns und das letzte Stück Pizza vom Vorabend in der Hand. Das es zudem noch kalt war muss ich glaub ich nicht extra erwähnen…das sieht man an den Bildern zu genüge.

Als dann noch ständig betrunkene Argentinier wieder auf ihre Seite gestolpert sind, wurde es einem doch langsam zu viel. Doch es half alles nichts. Punkt 7Uhr konnten wir uns erst einreihen und dann ging es schnell…zu schnell – wir wurden ans Argentinische Fenster für den Stempel geholt und dann hieß es – no, back to Bolivia, you’ve got an old stamp. Ok, also wieder dort eingereiht und den Ausreisestempel, den wir schon von der Wüste hatten erneuern lassen. Diese Änderung machen die Bolivianer natürlich nicht umsonst…300 BS sollten wir zahlen…für nichts! Gut das ich im Diskutieren geübt bin und schwups gaben mir die Argentinier ein Handzeichen und meinten…egal, hier ist euer 90 Tage Visum für unser Land, wir wollen euch ja nicht abzocken! Danke…wie nett sie doch sein können. Dann noch schnell Gepäckkontrolle und ein kurzer Blick zurück um Bolivien Ade zu sagen, da stelle ich doch fest, dass Reuben unser Australier Schwierigkeiten bei der Einreise hat. Kaum ruft er uns noch zu, dass es wohl länger dauert, da verschwindet er schon hinter einer Ecke.
Wir bekommen nur noch mit, dass Australier bei der Einreise nach Argentinien Steuer zahlen müssen (100 $) und das geht nur online. Gut das heut Sonntag ist und alle Internetcafes noch geschlossen haben. Warten – unsere Lieblingsbeschäftigung. Die einzige Änderung ist der Ort, da wir nun auf der anderen Seite der Grenze sitzen.

Unglaublicher Weise funktioniert dann alles irgendwie und wir können mit einem Taxi zum nächsten Busbahnhof fahren. Hier werden dann erst einmal Dollar in die neue Währung getauscht. Ein weiterer komischer Zusatz für das 2. Größte Land Südamerikas. Denn deren Währung ist so schwach das der normale Wechselkurs in einer Bank bei 1:5 liegt. Bringt man jedoch Dollar mit ins Land und tauscht sie „Schwarz“ auf dem „Bluemarket“ dann bekommt man je nach Ort zwischen 1:8-1:10…also einfach mal 40% mehr vom Geld. Gäbe es diese kleine Sache nicht, könnte ich mir wahrscheinlich hier nichts leisten, da alles extrem teuer ist, vor allem die Busse!

Und in einen solchen gehen wir dann auch einmal wieder, wir wollen von der Grenze weg Richtung Salta. 12h erneut auf gepolsterten Sitzen, sodass wir nach mehr als 23h Reise mehr als erschöpft im Hostel in Salta ankommen und eigentlich nur was gescheites zu essen wollen und ne heiße Dusche.
Gesagt getan und später erleichtert ins Bett gefallen… Eine Grenzüberquerung hat es manchmal schon in sich! :)

Mehr zu Argentinien morgen…ich muss meinen nächsten Bus erwischen! (18h dieses Mal)

Donnerstag, 23. Mai 2013

Bolivien - Teil 2

Rurrenabaque/Pampas - Salar de Uyuni


Endlich komm ich nun mal zum Abschlussbericht meiner Bolivienzeit. Man kann es kurz und knapp als Woche der Kontraste beschreiben. 

Alles hat angefangen mit einem Jungle-Trip ins Amazonas-Gebiet von Bolivien. Von La Paz’s Flughafen El Alto, dem höchstgelegenen der Welt den auch nur wenige Piloten anfliegen dürfen ging es mit einer kleinen Propellermaschine ins 40 Flugminuten entfernte Rurrenabaque. Mit 23°C und Sonnenschein verließen wir die Großstadt und kamen bei gefühlten 40°C mit Regen in einer total anderen Welt an. Die Ausläufer des Amazonas sind spürbar, denn links und rechts an den Straßen wachsen Bananen, alles ist etwas einfacher und vor allem grün. Ordentlich Wege sucht man hier vergeblich, sodass fast jeder einen Geländewagen hat.
Da es allein eher schwierig ist in die Pampas zu gelangen, buchten wir fünf eine Tour und wurden so mit dem Jeep direkt bis an den 3h entfernten Fluss und einzigen Zugangsort für das „Naturerlebnis“ gebracht. Von dort aus ging es weiter mit einem Boot. Insgesamt bestand unsere kleine Truppe aus 8 Personen – noch 3 Israelis kamen dazu…die scheinen hier echt überall zu sein. 

Hier waren wir nun, mitten irgendwo am Amazonas in einer kleinen Hütte, jeder sein eignes klappriges Bett mit Moskitonetz und bekocht von kleinen bolivianischen Frauen. In den 3 Tagen gab es dann die verschiedensten Ausflüge. Gleich am Anfang gab es eine Bootstour um Alligatoren, Affen, diverse Vogelarten, Capybaras und Schildkröten zu erspähen. Diese Fahrt wurde dann in der Nacht noch einmal wiederholt um die funkelnden Augen der Echsen zu sehen. Ein Krokodil hat es dann zu gut mit uns gemeint und wollte seine Macht zeigen…naja das die israelischen Mädels aus der ersten Reihe davon nicht ganz so begeistert waren, könnt ihr euch ja vorstellen. So blieben sie auch am nächsten Tag bei der „Anaconda-Suche“ lieber in der Unterkunft. Es war ihnen alles zu gefährlich…meine Güte – warum buch ich denn dann bitte eine Dschungeltour? ;)

Die Schlangesuche war jedoch halb so wild. Mir hat es denk ich von der Gruppe am meisten Spaß gemacht. Mit Gummistiefeln ausgerüstet, sind wir durch den Sumpf gestampft und haben Ausschau nach der großen Würgeschlange gehalten. Momentan ist es jedoch nicht „deren Zeit“ und so gaben wir nach mehr als eineinhalb Stunden, von Moskitos zerstochen und ziemlich in Schlamm gehüllt, auf. 

Nach kurzer Stärkung und einem Mittagsschläfchen in den Hängematten ging es wieder aufs Boot und dieses Mal zu einem Platz an dem angeblich  viele pinke Delfine sein sollen. Schon komisch, soweit weg vom Meer…aber der Guide sollte recht behalten und so konnten wir kurze Zeit später mit den Tierchen schwimmen gehen. Leider kann ich euch hiervon kein gutes Bild zeigen, da diese Wesen etwas Bildscheu waren. Einmal im Amazonas schwimmen kann ich nun also auch von meiner „To-Do-Liste“ streichen :)

Und noch ein Punkt ist erledigt. Angeln…ja auch das hätte ich nie gedacht, dass ich es auf meiner Weltreise mal machen werde. Das Ziel waren Piranhas. Davon gibt es angeblich tausende in dem Gewässer – doch anscheinend nicht an diesem Tag. Mit bestem Fleisch am Angelhaken warteten wir Stunden und konnten nur kleinen Fischchen zusehen, wie sie mühselig unseren Köder aufaßen. Gut nur, dass man währenddessen den Rest der Natur bewundern kann…und glaubt mir, da gab es mehr als genug zu beobachten.

An einem Morgen sind wir auch schon um 5Uhr raus um den Sonnenaufgang vom Boot aus zu bewundern. An einem anderen Tag, ging es zum Sonnenuntergang an eine kleine Bar im Nirgendwo um den Tag bei Bier und Volleyball ausklingen zu lassen.
Doch sobald die Sonne untergeht, werden die Moskitos fast unaushaltbar. Selbst das stärkste Mückenspray hilft nicht mehr und man sieht nach Tagen aus wie ein kleiner Streußelkuchen. So sehnten wir uns nach 3 Tagen dann doch nach etwas mehr Zivilisation und fuhren zurück über Holperstraßen, vorbei an wilden Pferden, Kühen und Hunden nach Rurrenabaque um uns wieder auf „Normalstatus“ zubringen. Das ging ziemlich schnell mit ner heißen Dusche, ner riesen Pizza und 2 Caipirinhas. Das einzige was nun noch übrig bleibt sind Säcke voll stinke Wäsche und der Rückflug nach La Paz.


Also durch ein kleines Gebäude (den Flughafen) und rein ins kleine Flugobjekt. Ein kleines Gewitter brachte dann noch kurze Turbulenzen, doch nicht mal ne Stunde später konnten wir (erneut) bei Regen sicher landen. Eigentlich bräuchte man nun mal Erholung um sich zu regenerieren, aber erneut sehen unsere Pläne anders aus und es geht direkt in den Süden des Landes. 

Man muss nun jede Chance nutzen einen Bus zu bekommen, da immer noch einige Arbeiter streiken und so nicht alles rollt. Also abhetzen um noch den letzten Sitzplatz im Bus nach Uyuni zu bekommen und dann warten im Hostel…schon wieder.
Aber als Backpacker gewöhnt man sich ans Warten und „Patience“(Geduld) ist das große Wort, was man (vor allem als Deutsche) lernen muss. 



Mit Uyuni kam dann auch der krasse Gegensatz. Anstatt sattem Grün, war nun nur noch alles braun – Wüste! Gut nur das die 12Stunden Busfahrt über Nacht war, denn gesehen hätte man eh nicht viel. Schlecht war jedoch, dass es irgendwie in Bolivien noch kein richtiges Straßenbauamt gibt. Holprige Wüstenwege ohne wirkliche Verkehrsregeln – eine erneute Nacht ohne Schlaf. Mal sehen wie lange das mein Körper noch mit macht. 

Angekommen in Uyuni war uns eins auch sofort klar, wir wollen raus hier. Der einzige Grund warum wir überhaupt herkamen ist der größte Salzsee der Welt. Wieder einmal kann man den nicht selbst erkunden und die nächste Tour wurde gebucht. Mittlerweile bin ich auch nur noch allein mit den 3 Jungs unterwegs – Bettina ist noch in La Paz geblieben. Doch unsere Gruppe wurde nun durch den Holländer Ferry und den Schweizer David aufgefüllt.

Kurz vor Tourstart wurde schnell noch der Ausreisestempel für Bolivien besorgt, da ich gehört hatte es sei in der Wüste dann etwas schwieriger und wir würden uns so den Weg nach Chile erleichtern.
Dann ging’s endlich los. Schon lange habe ich nicht mehr in einem Geländewagen gesessen :) Dieses Mal sogar als Beifahrer. Unser spanischsprachiger Guide, der leider nicht viele Worte für uns übrig hatte brachte uns von einem Touripunkt zum nächsten.  Also erst zum „Train Cemetery“, weiter in eine kleine Salzstadt mit Museum und vielen Verkaufsständen bis schließlich zu den „Salt Flats“. Eine riesige Fläche nur aus Salz. Ein Ort den man woanders auf der Welt definitiv nicht noch einmal findet.
…Gut nur das Graeme feststellt, dass auf dieser Höhe der See bestimmt ein „Süßwassersee“ gewesen sein muss… :)

Anfangs sieht man also noch wie die Leute das Salz abbauen und alles schön in Haufen geschichtet ist, doch umso weiter man auf dem See fährt umso leerer wird es um einen herum. Man sieht kaum noch eine Linie am Horizont, da alles zu einem verschwimmt. Genau aus diesem Grund ist der Platz auch Platz für unzählige lustige und skurrile Fotos. So sieht man Männergruppen die splitterfasernackt im Nichts posieren, andere die vor einem Dinosaurier davon rennen und wie immer Springbilder! 

Auf Nachfrage gibt es dann endlich auch mal Infos von Filiberto unserem Fahrer und gleichzeitig auch Koch. Nächster Stopp ist die Isla de Incahuasi. Die einzige Insel auf dem Salzsee. Von den kaktusgesäumten Bergen hat man einen atemberaubenden Blick über das Weiße Wunder. Die Kakteen sind mehr als 1500 Jahre alt und fast 10m groß.

Die Nacht haben wir schließlich auch am Rand des Sees in einer kleinen Hütte verbracht. Alles war hier aus Salz selbst die Wände und der Boden. Und nun die nächste Änderung zu den letzten Tagen – es war kalt – schweinekalt. Es wurde sich fast um meine Wärmflasche geschlagen und mal wieder war ich froh meinen Schlafsack bei mir zu haben. Denn bei ca. minus 10grad und ohne ordentliche Dämmung können einem schon mal die Fußzehen etwas einfrieren.  

So ganz ohne Strom und Heizung werden dann auch Gott sei Dank alle technischen Geräte weggelegt und stattdessen Kartenspiele aus aller Welt den anderen Tourteilnehmern beigebracht.
Am nächsten Tag standen dann ne Menge Lagunen voll mit Flamingos, Vulkane, Steinformationen, Wüste und Schnee auf dem Programm – JA, Schnee. Ich dachte es könnte in der Wüste nicht schneien, doch Fehlanzeige. Mit leichten Flocken fing es an und nach Erreichen unserer nächsten Unterkunft wollte der Schnee auch nicht über Nacht nachlassen. Nun hatten wir mehr als minus 15°C und auf Nachfrage bei der alten Hausdame ob wir einschüren könnten, bekamen wir die Antwort, dass es zu warm sei um Holz zu verbrennen. So blieb uns wieder mal nichts anderes übrig, als nachts in den Betten eng aneinander zu rutschen, denn Körperwarme ist doch die beste Wärme. Achja, meine Wärmflasche hab ich an diesem Abend leider auch nicht nutzen können, denn selbst für heißes Wasser hatte die Frau kein offenes Ohr.
Gut nur das die Nacht eh nicht lang war, um 4Uhr mussten wir raus um pünktlich die letzten Ausflugziele und letztendlich die Grenze nach Chile zu erreichen. Und wiedermal bewährte sich mein beliebter Backpackersatz – „Plane besser nichts“.

Aufgrund des immer noch andauernden Schneesturms und den nicht ganz neuen Fahrzeugen aller Tourgruppen mussten wir auf halber Strecke umkehren. Mehr als ein halber Meter Schnee machte ein Durchkommen zu den Geysiren, der Laguna Verde und zur Grenze unmöglich! Ich habe es also nie nach Chile geschafft :( Aber halb so wild, denn die Naturphänomene in der Wüste mit all den Steinskulpturen sind den Ausflug ohnehin wert gewesen. Irgendwie waren wir auch trotzdem alle froh so heil aus dem Unwetter rausgekommen zu sein.
Zurück in Uyuni machten wir einen neuen Plan und buchten somit direkt ein Ticket nach Argentinien – aber das ist eine andere laaaaaange Geschichte.

Da Graeme und Stephen auch fleißig an einem Blog schreiben, könnt ihr natürlich nun auch gern noch die englische/männliche Version der letzten Tage lesen :) (PS.: die Männer sind bisl langsamer mit schreiben – Bericht kommt in paar Tagen)

In Argentinien gibt’s jetzt Gott sei Dank auch wieder häufiger Internet, sodass ich euch mit netten Kleinigkeiten vom anderen Ende der Welt füttern kann…
 

Montag, 20. Mai 2013

Bolivien – Teil 1

Titicacasee – Copacabana – Isla del Sol – La Paz – Death Road


Schon mal vorne weg – Bolivien ist einmalig und definitiv eine Reise wert! Doch die Internetverfügbarkeit lässt noch zu wünschen übrig :)

In der letzten Woche hab ich so viel erlebt wie selten auf meiner Reise. Alles begann mit dem erneuten Aufeinandertreffen von ein paar Jungs und einer jungen Deutschen, in die ich schon auf dem Machu Picchu gestolpert bin. 
Meine Reisegruppe für die nächsten Tage war also gefunden. Ihr Ziel war es auch einfach über die Grenze an den Titicacasee zu kommen und von dort aus weiter nach La Paz.
Vorerst waren es jedoch nur Bettina, aus Stuttgart und Graeme + Stephen aus Südafrika. Den Australier Reuben haben wir auf halbem Weg verloren, besser gesagt hat er seinen Reisepass liegen gelassen, sodass er nicht über die Grenze kam. Für alle anderen war die Überquerung leichter als gedacht – rein aus dem Bus, Stempel eins…100m laufen, Stempel 2 und wieder rein in den Bus. Ab ging‘s nach Copacabana, das kleine bolivianische Städtchen, das direkt am Titicacasee liegt. 

Mit einem entspanntem Rundgang haben wir uns erst einmal an die Höhe von knapp 4000m gewöhnt, die bolivianische Küche getestet und schwups konnten sich Bettina und ich schon von den Männern verabschieden, da diese erstmal einen Mittagsschlaf brauchten. Für uns ging es also weiter hoch, bis auf einen Aussichtspunkt von dem man einen super Blick über den gigantischen See hatte.

Was man dann doch oben auf so einem Berg alles feststellt…so habe ich Bettina zum Beispiel schon einmal auf meiner Reise gesehen. Durch Zufall haben wir festgestellt, dass wir am Silvesterabend nur 20m voneinander entfernt am selben Ort in Sydney aufs Feuerwerk gewartet haben - Sachen gibt’s. Auch sind wir beide nun froh eine kleine „Reisegruppe“ gefunden zu haben, also nichts wie zurück in unser Luxushotelzimmer für 3 € pro Person – kein Witz! Haben sogar ein eigenes Bad, Warmwasser, Internet und Platz für doppelt so viele Schlafgäste. Und kaum angekommen, war meine Hilfe als „Schwester Anne“ auch schon gefragt. Nur gut, dass mein Medizinpaket so gut gefüllt ist und ich immer wieder anderen Reisenden aushelfen kann. Stephens Fieber und Erkältungsattacke ist somit am nächsten Morgen wie weggeflogen.
Eine weitere Überraschung erreichte uns am Abend ebenso. Nach einigen wirren SMS standen wir plötzlich wieder vor dem verlorengegangenen Reuben. Sein Reisepass wurde gefunden und er konnte nach mehreren Busfahrten quer durch Peru nun doch nach Bolivien einreisen. Die Wiedervereinigung wurde natürlich ordentlich mit einheimischem Gebräu begossen und auch um die Unterbringung mussten wir uns keine Sorgen machen, da wir eh genügend Betten zur Verfügung hatten.

Zu fünft ging es nun endlich am nächsten Morgen los auf die Isla del Sol. Per Touriboot gelangt man an die nördliche Spitze der Insel und hat dann einige Stunden Zeit um an der Südkurve wieder eingesammelt zu werden. Es gibt zwar dort auch Hostels doch wir hatten ja noch einige andere Ziele vor Augen. Bei einem 3 Stunden Marsch konnten wir so einen Teil der Flora und Fauna kennen lernen und ich ließ es mir natürlich nicht nehmen einmal in meinem Leben im höchsten See der Welt zu baden. Eins sei gesagt….warm ist er nicht gerade :) So waren es auch nur Reuben und ich die den Sprung ins kühle Nass gewagt haben. Leider werden solche Naturschönheiten auch von den Einheimischen zur Touristenausbeute genutzt. Alle paar Kilometer steht ein neuer Bolivianer, der Wegzoll verlangt. Doch gekonntes Ausweichen und „Nichtverstehen“ von Spanisch führten dazu, dass wir anstatt 50 BS nur 2 BS auf der gesamten Strecke bezahlten.

Mit einem Localbus ging es in der Nacht dann weiter in die Hauptstadt La Paz. Da denkt man doch, dass man endlich mal eine gemütliche Schlafstellung gefunden hat, wird man doch glatt aus dem Bus geschmissen und muss mit einem wackeligen Boot einen Fluss überqueren…die einzige Möglichkeit auf bolivianischem Grund zu bleiben. Um nach der Fahrt nicht noch mehr Kraft zu verschwenden wurde die einfachste Möglichkeit genutzt und ins allseits bekannte „Wild Rover Hostel“ eingecheckt.
Schlaflose Nächte also inklusive, da es sehr bekannt für seine ausgedehnten Partys ist. Auch wir ließen das Feiern nicht außer Acht und konnten so manchmal nur 2 Stunden Schlaf zählen, naja besser als nichts. Nur eine Erfahrung muss ich in meinem Leben nicht noch einmal haben…aber die Geschichte erzähl ich irgendwann später mal!

Um auch etwas Kultur aus Bolivien mit nach Hause zu nehmen schlossen wir uns an einem Nachmittag einer kostenlosen Stadtführung an – die beste die ich bisher mitgemacht hab. Sehr informativ und immer mit kleinen Geschichten und Anekdoten gespickt. Nun weiß ich auch warum die alten Damen immer viel zu kleine, lustige Hüte aufhaben, warum das Gefängnis „San Pedro“ berühmt wurde, wie man am besten mit den Obsthändlerinnen feilscht, Leute Lamababys unter ihr Haus buddeln und wie der größte Gängster von La Paz seine Opfer ermordete. 

Nebenbei laufen dann noch hunderte Arbeiter an einem vorbei, die für ihre Rechte protestieren und Feuerwerkskörper zünden. Dies hatte dann auch zur Folge das einige Backpacker tagelang festsaßen, da weder Busse noch Züge fuhren. Gott sei Dank waren unsere Pläne dieser Tage alle rund um La Paz.
Ein Muss…das Bezwingen der gefährlichsten Straße der Welt mit einem Mountainbike! In einer Tagestour ging es die „Death Road“ runter. Voll ausgestattet mit Protektoren, Helm und super Rädern starteten wir nach kurzer Einweisung auf 4670m.  Reuben sorgte dann für die passende Musik und wählte „Eye of the Tiger“…. Nach mehr als 6 Stunden auf dem Fahrrad zitterten die Beine dann schon etwas und auch die Konzentration ließ langsam nach.
Doch unfallfrei und total stolz kam jeder unten an und wollte am liebsten morgen noch einmal fahren. Denn so schlimm wie alle meinten war es dann doch nicht. Mit Essen und einem Pool wurden wir nach der Anstrengung dann wieder auf Normalstatus gebracht und so wurde die lange Heimfahrt im Bus auch fast nur mit schlafen verbracht.

Die bolivianische Küche hat es mir mittlerweile auch etwas angetan. Leckere Empanadas, immer Menüs mit Vorsuppe und dann das beste Steakrestaurant in La Paz. Ein 450g T-Bone Steak für nicht mal 8 €. Seeeeehr lecker. Das einzige was ich nun nicht mehr unbedingt brauch ist Reis und Kartoffeln – das gibt es hier fast täglich (3x). Abnehmen also wieder mal nicht möglich… :(

Den letzten Teil meiner Bolivienreise gibt es morgen. Momentan bin ich zwar schon in Argentinien doch die Erlebnisse der vergangenen Tage muss ich noch verarbeiten und für euch in Worte fassen.
Über eine Sache hatte ich mich in La Paz jedoch auch noch gefreut – das Wiedersehen mit Pascal. Den Schweizer hatte ich damals bei Tauchgängen in Thailand kennen gelernt und nun durch Zufall haben wir ähnliche Reisepläne und konnten so einen Tag in der Hauptstadt verbringen…Danke für das nette Wiedersehen!