Donnerstag, 2. Mai 2013

Trujillo – Lima – Arequipa

Hier nun die erste Zwischenbilanz meiner Peru-Durchquerung.

Und sie fällt ernüchternd aus… alle scheinen momentan von Peru zu schwärmen und dorthin reisen zu wollen, dort ich kann sagen einmal und nicht unbedingt wieder. Der große Part „Machu Picchu“ ändert mein Bild dann hoffentlich etwas. Doch ich bin auch nicht die einzige, eine Australierin sucht irgendwie auch noch vergebens nach dem „schönen“ Peru. Sie hatte zudem aber auch noch die Höhenkrankheit erwischt und tagelang nur über der Kloschüssel und im Bett verbracht. Die Höhe der Anden darf man echt nicht unterschätzen! 

Nach der stundenlangen Fahrt durch die Wüste im Norden verlies ich mich etwas auf meine Reisebegleitung Amanda, die sich schon um einen Schlafplatz in Trujillo gekümmert hatte. Doch hier kam auch schon der erste Punkt…zwar spricht sie Spanisch, anscheinend jedoch nicht verständlich genug für die Peruaner, sodass wir nach der Busfahrt mit einem Taxi ins Nirgendwo gebracht wurden. Hier sollten wir den Couchsurfer Julio treffen, der laut Amanda ein junger charmanter Surferboy ist, der in der schönen Gegend Huanchaco wohnt…also direkt am Strand. Von alle dem stimmte der Ort und das er Surfbretter in der Wohnung hat. Realität war ein schon im gesetzteren Alters, etwas zerstreuter Mann, dessen Wohnung seit längerem keinen Putzeinsatz gesehen hat und in dem es weder einen brauchbaren, sauberen Topf noch fließendes Wasser gab. Achja, warum auch einen Topf, wenn das Gas leer ist…man kann also nicht mal Reis kochen. 


Huanchaco hingegen war jedoch sehr nett…eine langgezogene Bucht mit vielen Surfern die sich ins eiskalte Wasser stürzten und dann noch die aneinander gereihten, traditionellen Boote der Peruaner – caballitos de mar. In diesem Ort kann man es bestimmt noch ein bisschen länger aushalten, aber mein Zeitplan ist eng und irgendwie muss ich ja auch Amanda loswerden :) 

Das gelingt am besten in Lima, der Hauptstadt Perus. Nur mussten wir noch eine gemeinsame Busfahrt zusammen erleben…und wer kann es sich schon denken? Mal wieder gerät man mit dem Mädel in Situationen, in die man sich sonst nie begeben würde. Heilfroh war ich, als ich dann für die 12Stunden Fahrt eine Sitzreihe für mich hatte und so meinen Fluchtplan schmieden konnte. 

Meine Rettung war David, ein Couchsurfer aus Lima, der mich direkt an der Busstation abgeholt hat und mit zu sich nahm. Dort gab es dann für 3 Tage Kultur und Geschichte pur. David ist leidenschaftlicher Poet, Philosoph, Schubert/Bach/Mozart-Hörer und verlässt sonst eher selten die eigenen vier Wände. Da kommt dann eine quirlige Weltreisende gerade recht ;) Endlich mal jemand der ihm zuhört und versucht mit seinem Halbwissen über deutsches Gedicht-und Liedgut mit ihm zu folgen. Für mich hatte es den Vorteil, dass ich die schönsten Plätze von Lima mit einem Peruaner auf typische Weise erleben konnte. So zeigte er mir die Stadtteile Miraflores, Barraco, Downtown, Chorrillos, Pueblo Libre, Jesus Maria, San Isidro und ließ mich auch kulinarisch nicht ohne eine Kompletteinweisung weiterziehen. Mein Favorit ist auf jeden Fall Ceviche, Fisch in Limettensoße (um es ganz knapp zu beschreiben…aber kalt, also wie Sushi). Ansonsten wurde Lomo Saltado, Chicha Morada, Arrozcon Mariscos, Tamales und Tuna (Kaktusfrucht) probiert. 
Was es aber irgendwie zu allem gibt ist REIS! Ich glaub ich hab meinen Jahresbedarf schon längst gedeckt...aber da weiß man wenigstens was man bekommt und wie man es bestellt :)

Nach all dem Essen haben wir die Kalorien bei Sightseeing-Touren wieder abgelaufen. Am besten hat mir eindeutig der Wasserpark gefallen. Besonders schön ist der "El Circuito Mágico del Augua" bei Nacht und so hat es uns genau zu dieser Zeit dort hinverschlagen. 
Mit verschiedenen Effekten beeindruckt der Park hunderte von Leuten und vor allem sieht man kleine Prinzessinnen in opulenten Kleidern, die (wie mir David erklärte) ganz traditionell ihreren 15. Geburtstag feiern, denn dann zählt man in Peru als vollwertige Frau. Gut nur, dass all diese Mädels die gleichen Fotos haben auf denen sie ziemlich gekünstelt in die Kamera lächeln...

So gut mir auch Lima gefallen hat, musste ich mich mal wieder verabschieden und bin mit einem Nachtbus für 16Stunden nach Arequipa gereist. Purer Luxus nenn ich das für gerade mal 20 €. Eigene "Busbegleiterinnen", Abendessen und Frühstück, Film (leider auf Spanisch) und sitze auf denen man sehr bequem schlafen kann. 
Doch die Freude hielt nicht lang an...kaum (als Letzte) aus dem Bus ausgestiegen wollte ich nach dem Weg in die Innenstadt fragen und bemerke doch das meine schöne Softshell-Jacke noch im Bus liegt. Also zurück gehetzt und wie soll es anders sein...sie verstehen gerade jetzt kein Englisch. Netter Weise half mir dann die Dame vom Infoschalter. Langes Warten, trauriges Schauen und mehrmaliges Bitten doch noch einmal im Bus nachzuschauen halfen nichts - nada...das war die Antwort die ich mehrfach hörte. Von meiner Kurzzeit-Dolmetscherin hab ich dann nur erfahren, dass wenn etwas in Peru gefunden wird, wird es auch direkt behalten.
Naja...das war dann somit meine "Gute Tat" auf meiner Weltreise und ich hoffe eine kleine Peruanerin ist nun glücklich und trägt meine Jacke mit Würde :)

Ehrlich gesagt hatte ich dann auch schon genug von Arequipa und hab mich gegen die Colca Canyon Tour entschieden. Schließlich ist es ja auch nur ein Canyon und ich hab ja schon den Grand Canyon besucht. Also mal wieder Planänderung und besser mehr Zeit für den Machu Picchu gelassen...das gesparte Geld muss ich eh in eine neue Jacke investieren, denn langsam wird es hier ziemlich kalt.
Arequipa an sich war ganz ok...eine Klosterstadt voller Kirchen und Kolonialbauten. In einem habe ich auch eine Nacht verbracht...leider war es umgebaut zu einem "Partyhostel". Also rund um die Uhr Trinkspiele, Gegröhle und Sexgeräusche aus den Duschräumen...
Gut nur, dass Champions League live übertragen wurde. :)

Der akute Schlafmangel macht sich nun so langsam sichtbar und auch die Nachtfahrt nach Cusco machte es nicht besser, genau 35min kam ich zur Ruhe, dann wurde ich von einem Polizisten mitten in der Nacht aus dem Schlaf geweckt - Passkontrolle! 
 

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