Donnerstag, 23. Mai 2013

Bolivien - Teil 2

Rurrenabaque/Pampas - Salar de Uyuni


Endlich komm ich nun mal zum Abschlussbericht meiner Bolivienzeit. Man kann es kurz und knapp als Woche der Kontraste beschreiben. 

Alles hat angefangen mit einem Jungle-Trip ins Amazonas-Gebiet von Bolivien. Von La Paz’s Flughafen El Alto, dem höchstgelegenen der Welt den auch nur wenige Piloten anfliegen dürfen ging es mit einer kleinen Propellermaschine ins 40 Flugminuten entfernte Rurrenabaque. Mit 23°C und Sonnenschein verließen wir die Großstadt und kamen bei gefühlten 40°C mit Regen in einer total anderen Welt an. Die Ausläufer des Amazonas sind spürbar, denn links und rechts an den Straßen wachsen Bananen, alles ist etwas einfacher und vor allem grün. Ordentlich Wege sucht man hier vergeblich, sodass fast jeder einen Geländewagen hat.
Da es allein eher schwierig ist in die Pampas zu gelangen, buchten wir fünf eine Tour und wurden so mit dem Jeep direkt bis an den 3h entfernten Fluss und einzigen Zugangsort für das „Naturerlebnis“ gebracht. Von dort aus ging es weiter mit einem Boot. Insgesamt bestand unsere kleine Truppe aus 8 Personen – noch 3 Israelis kamen dazu…die scheinen hier echt überall zu sein. 

Hier waren wir nun, mitten irgendwo am Amazonas in einer kleinen Hütte, jeder sein eignes klappriges Bett mit Moskitonetz und bekocht von kleinen bolivianischen Frauen. In den 3 Tagen gab es dann die verschiedensten Ausflüge. Gleich am Anfang gab es eine Bootstour um Alligatoren, Affen, diverse Vogelarten, Capybaras und Schildkröten zu erspähen. Diese Fahrt wurde dann in der Nacht noch einmal wiederholt um die funkelnden Augen der Echsen zu sehen. Ein Krokodil hat es dann zu gut mit uns gemeint und wollte seine Macht zeigen…naja das die israelischen Mädels aus der ersten Reihe davon nicht ganz so begeistert waren, könnt ihr euch ja vorstellen. So blieben sie auch am nächsten Tag bei der „Anaconda-Suche“ lieber in der Unterkunft. Es war ihnen alles zu gefährlich…meine Güte – warum buch ich denn dann bitte eine Dschungeltour? ;)

Die Schlangesuche war jedoch halb so wild. Mir hat es denk ich von der Gruppe am meisten Spaß gemacht. Mit Gummistiefeln ausgerüstet, sind wir durch den Sumpf gestampft und haben Ausschau nach der großen Würgeschlange gehalten. Momentan ist es jedoch nicht „deren Zeit“ und so gaben wir nach mehr als eineinhalb Stunden, von Moskitos zerstochen und ziemlich in Schlamm gehüllt, auf. 

Nach kurzer Stärkung und einem Mittagsschläfchen in den Hängematten ging es wieder aufs Boot und dieses Mal zu einem Platz an dem angeblich  viele pinke Delfine sein sollen. Schon komisch, soweit weg vom Meer…aber der Guide sollte recht behalten und so konnten wir kurze Zeit später mit den Tierchen schwimmen gehen. Leider kann ich euch hiervon kein gutes Bild zeigen, da diese Wesen etwas Bildscheu waren. Einmal im Amazonas schwimmen kann ich nun also auch von meiner „To-Do-Liste“ streichen :)

Und noch ein Punkt ist erledigt. Angeln…ja auch das hätte ich nie gedacht, dass ich es auf meiner Weltreise mal machen werde. Das Ziel waren Piranhas. Davon gibt es angeblich tausende in dem Gewässer – doch anscheinend nicht an diesem Tag. Mit bestem Fleisch am Angelhaken warteten wir Stunden und konnten nur kleinen Fischchen zusehen, wie sie mühselig unseren Köder aufaßen. Gut nur, dass man währenddessen den Rest der Natur bewundern kann…und glaubt mir, da gab es mehr als genug zu beobachten.

An einem Morgen sind wir auch schon um 5Uhr raus um den Sonnenaufgang vom Boot aus zu bewundern. An einem anderen Tag, ging es zum Sonnenuntergang an eine kleine Bar im Nirgendwo um den Tag bei Bier und Volleyball ausklingen zu lassen.
Doch sobald die Sonne untergeht, werden die Moskitos fast unaushaltbar. Selbst das stärkste Mückenspray hilft nicht mehr und man sieht nach Tagen aus wie ein kleiner Streußelkuchen. So sehnten wir uns nach 3 Tagen dann doch nach etwas mehr Zivilisation und fuhren zurück über Holperstraßen, vorbei an wilden Pferden, Kühen und Hunden nach Rurrenabaque um uns wieder auf „Normalstatus“ zubringen. Das ging ziemlich schnell mit ner heißen Dusche, ner riesen Pizza und 2 Caipirinhas. Das einzige was nun noch übrig bleibt sind Säcke voll stinke Wäsche und der Rückflug nach La Paz.


Also durch ein kleines Gebäude (den Flughafen) und rein ins kleine Flugobjekt. Ein kleines Gewitter brachte dann noch kurze Turbulenzen, doch nicht mal ne Stunde später konnten wir (erneut) bei Regen sicher landen. Eigentlich bräuchte man nun mal Erholung um sich zu regenerieren, aber erneut sehen unsere Pläne anders aus und es geht direkt in den Süden des Landes. 

Man muss nun jede Chance nutzen einen Bus zu bekommen, da immer noch einige Arbeiter streiken und so nicht alles rollt. Also abhetzen um noch den letzten Sitzplatz im Bus nach Uyuni zu bekommen und dann warten im Hostel…schon wieder.
Aber als Backpacker gewöhnt man sich ans Warten und „Patience“(Geduld) ist das große Wort, was man (vor allem als Deutsche) lernen muss. 



Mit Uyuni kam dann auch der krasse Gegensatz. Anstatt sattem Grün, war nun nur noch alles braun – Wüste! Gut nur das die 12Stunden Busfahrt über Nacht war, denn gesehen hätte man eh nicht viel. Schlecht war jedoch, dass es irgendwie in Bolivien noch kein richtiges Straßenbauamt gibt. Holprige Wüstenwege ohne wirkliche Verkehrsregeln – eine erneute Nacht ohne Schlaf. Mal sehen wie lange das mein Körper noch mit macht. 

Angekommen in Uyuni war uns eins auch sofort klar, wir wollen raus hier. Der einzige Grund warum wir überhaupt herkamen ist der größte Salzsee der Welt. Wieder einmal kann man den nicht selbst erkunden und die nächste Tour wurde gebucht. Mittlerweile bin ich auch nur noch allein mit den 3 Jungs unterwegs – Bettina ist noch in La Paz geblieben. Doch unsere Gruppe wurde nun durch den Holländer Ferry und den Schweizer David aufgefüllt.

Kurz vor Tourstart wurde schnell noch der Ausreisestempel für Bolivien besorgt, da ich gehört hatte es sei in der Wüste dann etwas schwieriger und wir würden uns so den Weg nach Chile erleichtern.
Dann ging’s endlich los. Schon lange habe ich nicht mehr in einem Geländewagen gesessen :) Dieses Mal sogar als Beifahrer. Unser spanischsprachiger Guide, der leider nicht viele Worte für uns übrig hatte brachte uns von einem Touripunkt zum nächsten.  Also erst zum „Train Cemetery“, weiter in eine kleine Salzstadt mit Museum und vielen Verkaufsständen bis schließlich zu den „Salt Flats“. Eine riesige Fläche nur aus Salz. Ein Ort den man woanders auf der Welt definitiv nicht noch einmal findet.
…Gut nur das Graeme feststellt, dass auf dieser Höhe der See bestimmt ein „Süßwassersee“ gewesen sein muss… :)

Anfangs sieht man also noch wie die Leute das Salz abbauen und alles schön in Haufen geschichtet ist, doch umso weiter man auf dem See fährt umso leerer wird es um einen herum. Man sieht kaum noch eine Linie am Horizont, da alles zu einem verschwimmt. Genau aus diesem Grund ist der Platz auch Platz für unzählige lustige und skurrile Fotos. So sieht man Männergruppen die splitterfasernackt im Nichts posieren, andere die vor einem Dinosaurier davon rennen und wie immer Springbilder! 

Auf Nachfrage gibt es dann endlich auch mal Infos von Filiberto unserem Fahrer und gleichzeitig auch Koch. Nächster Stopp ist die Isla de Incahuasi. Die einzige Insel auf dem Salzsee. Von den kaktusgesäumten Bergen hat man einen atemberaubenden Blick über das Weiße Wunder. Die Kakteen sind mehr als 1500 Jahre alt und fast 10m groß.

Die Nacht haben wir schließlich auch am Rand des Sees in einer kleinen Hütte verbracht. Alles war hier aus Salz selbst die Wände und der Boden. Und nun die nächste Änderung zu den letzten Tagen – es war kalt – schweinekalt. Es wurde sich fast um meine Wärmflasche geschlagen und mal wieder war ich froh meinen Schlafsack bei mir zu haben. Denn bei ca. minus 10grad und ohne ordentliche Dämmung können einem schon mal die Fußzehen etwas einfrieren.  

So ganz ohne Strom und Heizung werden dann auch Gott sei Dank alle technischen Geräte weggelegt und stattdessen Kartenspiele aus aller Welt den anderen Tourteilnehmern beigebracht.
Am nächsten Tag standen dann ne Menge Lagunen voll mit Flamingos, Vulkane, Steinformationen, Wüste und Schnee auf dem Programm – JA, Schnee. Ich dachte es könnte in der Wüste nicht schneien, doch Fehlanzeige. Mit leichten Flocken fing es an und nach Erreichen unserer nächsten Unterkunft wollte der Schnee auch nicht über Nacht nachlassen. Nun hatten wir mehr als minus 15°C und auf Nachfrage bei der alten Hausdame ob wir einschüren könnten, bekamen wir die Antwort, dass es zu warm sei um Holz zu verbrennen. So blieb uns wieder mal nichts anderes übrig, als nachts in den Betten eng aneinander zu rutschen, denn Körperwarme ist doch die beste Wärme. Achja, meine Wärmflasche hab ich an diesem Abend leider auch nicht nutzen können, denn selbst für heißes Wasser hatte die Frau kein offenes Ohr.
Gut nur das die Nacht eh nicht lang war, um 4Uhr mussten wir raus um pünktlich die letzten Ausflugziele und letztendlich die Grenze nach Chile zu erreichen. Und wiedermal bewährte sich mein beliebter Backpackersatz – „Plane besser nichts“.

Aufgrund des immer noch andauernden Schneesturms und den nicht ganz neuen Fahrzeugen aller Tourgruppen mussten wir auf halber Strecke umkehren. Mehr als ein halber Meter Schnee machte ein Durchkommen zu den Geysiren, der Laguna Verde und zur Grenze unmöglich! Ich habe es also nie nach Chile geschafft :( Aber halb so wild, denn die Naturphänomene in der Wüste mit all den Steinskulpturen sind den Ausflug ohnehin wert gewesen. Irgendwie waren wir auch trotzdem alle froh so heil aus dem Unwetter rausgekommen zu sein.
Zurück in Uyuni machten wir einen neuen Plan und buchten somit direkt ein Ticket nach Argentinien – aber das ist eine andere laaaaaange Geschichte.

Da Graeme und Stephen auch fleißig an einem Blog schreiben, könnt ihr natürlich nun auch gern noch die englische/männliche Version der letzten Tage lesen :) (PS.: die Männer sind bisl langsamer mit schreiben – Bericht kommt in paar Tagen)

In Argentinien gibt’s jetzt Gott sei Dank auch wieder häufiger Internet, sodass ich euch mit netten Kleinigkeiten vom anderen Ende der Welt füttern kann…
 

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